Schreibkompetenz: Zusammenfassungen
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Institut für Germanistik
Gerd Fritz
 

Problemtypen 3 - Satzverknüpfung: Möglichkeiten und Probleme

  1. Welche Möglichkeiten der Satzverknüpfung gibt es?
    1. Satzverknüpfung nach Verknüpfungsmustern
    2. Satzverknüpfung durch Koreferenz
    3. Satzverknüpfung mit Satzverknüpfern (Konnektoren)
    4. Die wichtigsten Typen der Satzverknüpfung
    5. Unterschiedliche Möglichkeiten der Realisierung einer bestimmten Verknüpfung
  2. Probleme bei der Verwendung von Satzverknüpfern in Zusammenfassungen
  3. Übungen zu 2.

Satzverknüpfung - Möglichkeiten und Probleme

Sie können hier eine kurze Einführung in die Möglichkeiten der Satzverknüpfung lesen. Sie können sich aber auch direkt über einige typische Problemfälle informieren

1. Welche Möglichkeiten der Satzverknüpfung gibt es?

In einem gut geschriebenen Text folgen die Sätze normalerweise nicht unverbunden aufeinander, sondern sind sinnvoll verknüpft. Man spricht in diesem Fall von einem kohärenten Text. Die Satzverknüpfung folgt bestimmten Mustern und wird oft mit bestimmten sprachlichen Mitteln (sog. Kohäsionsmitteln) signalisiert. Deutlich erkennbare Satzverknüpfung gehört zu den Qualitätskriterien für wissenschaftliche Texte.

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1.1 Satzverknüpfung nach Verknüpfungsmustern

In vielen Fällen verstehen wir die Art der Satzverknüpfung auch ohne dass besondere sprachliche Mittel zum Signalisieren der Verknüpfung verwendet werden, wie in folgendem Beispiel:

(1)  (a) Nach Keller sind mit einer Vorstellungstheorie verschiedene Probleme verbunden. (b) Für Konjunktionen lässt sich keine plausible Bedeutungsbeschreibung geben, (c) für die Klärung von Synonymiefragen gibt es kein brauchbares Verfahren (d) und generell gibt es keine Kriterien für die Identität und Unterscheidbarkeit von Vorstellungen.

Hier verstehen wir normalerweise auch ohne besondere Satzverknüpfungsmittel dass mit (b), (c) und (d) Beispiele für die in (a) erwähnten Probleme gemeint sind, weil "Beispiele-geben-für-etwas" ein uns vertrautes Verknüpfungsmuster ist.

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1.2 Satzverknüpfung durch Koreferenz

Eine wichtige Form der Satzverknüpfung besteht darin, dass man in aufeinanderfolgenden Sätzen auf denselben Gegenstand Bezug nimmt, wie in folgendem Beispiel:

(2)  (a) Keller kritisiert im ersten Teil des Kapitels die Vorstellungstheorie. (b) Diese Theorie hat seiner Auffassung nach folgende Nachteile: ...

Hier besteht die Satzverknüpfung in erster Linie darin, dass in (2b) der Bezug auf die Vorstellungstheorie wieder aufgenommen wird, die in (2a) eingeführt wurde. Dabei wird mit diese Theorie auf die Vorstellungstheorie Bezug genommen. Man hätte stattdessen auch das Pronomen sie verwenden können. Die Wiederaufnahme von Gegenständen in nachfolgenden Sätzen bezeichnet man als Koreferenz. Probleme der Koreferenz werden hier nicht weiter behandelt. Für sie haben wir einen besonderen Abschnitt vorgesehen.

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1.3 Satzverknüpfung mit Satzverknüpfern (Konnektoren)

Wenn man die Art der Satzverknüpfung besonders deutlich machen möchte, kann man als Satzverknüpfer (Konnektoren) vor allem Konjunktionen wie denn oder da und Adverbien wie deshalb verwenden, daneben auch Partikeln wie nämlich oder präpositionale Ausdrücke wie aus diesem Grund. Da es zur Kennzeichnung unterschiedlicher Beziehungen zwischen Sätzen bzw. Sachverhalten jeweils besondere Satzverknüpfer gibt, ist die gezielte Verwendung von Konjunktionen und Adverbien ein wichtiges Mittel der Genauigkeit.

(3)  (a) Obgleich die Vorstellungstheorie nach Keller die gängige Alltagstheorie für die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke ist, (b) ist sie seiner Auffassung nach mit grundlegenden Problemen verbunden. (c) Sie kann also nicht als aussichtsreiche Kandidatin für eine plausible wissenschaftliche Bedeutungstheorie gelten.

In (3) werden die mit (a) und (b) ausgedrückten Sachverhalte beide behauptet, und mit der Konjunktion obgleich in (a) wird zusätzlich signalisiert, dass die Tatsache, dass die Vorstellungstheorie die gängige Alltagstheorie ist, wider Erwarten nicht hindert, dass sie mit grundlegenden Problemen behaftet ist. Man spricht hier von einer konzessiven Beziehung zwischen (a) und (b). Mit der Verwendung von also in (c) wird die Annahme signalisiert, dass (c) aus (b) folgt. Hier spricht man von einer konsekutiven Beziehung zwischen (b) und (c).

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1.4 Die wichtigsten Typen der Satzverknüpfung

Mit der Verknüpfung von Sätzen baut man sozusagen gedankliche Brücken zwischen Sachverhalten. Diese Brücken kann man mit unterschiedlichen lexikalischen und grammatischen Mitteln ausdrücken. Im Folgenden geben wir eine Liste der wichtigsten Typen der Satzverbindung und der sprachlichen Mittel zum Ausdruck der jeweiligen Satzverbindung.

TIPP Nutzen Sie die unterschiedlichen Möglichkeiten, um gedankliche Brücken präzise und variationsreich auszudrücken.
Satzverbindung Brückenverb Brückenausdruck Konjunktion Subjunktion Partikel und Adverb Proformen und w-Wörter Präposition
Konditional setzt voraus angenommen:
vorausgesetzt:
  wenn
sofern
sobald
falls
sonst
andernfalls
so
  bei
ohne
mit
Kausal x verursacht/bewirkt y   denn weil
da
dadurch, dass
ja
nämlich
zumal
daher
weswegen
deshalb
darum
dadurch
wegen
durch
dank
aufgrund
angesichts
Temporal folgt auf später: und dann als
bevor/ ehe
nachdem
während
sobald/ wenn
früher
damals
endlich
zuvor
darauf
dabei
seit
vor
binnen
während
Final zielt auf
bewirkt
Motiv:   damit
um...zu
auf dass
  deswegen
wozu
dazu
dafür
darum
zwecks
um...willen
zuliebe
für
Konsekutiv führt zu
resultiert aus
bedingt
also:
ergo:
folglich:
mithin:
  so dass
als dass
dermaßen
also
folglich
somit
dann
infolgedessen infolge
auf...hin
Additiv führt zu
resultiert aus
bedingt
übrigens und
nicht nur...sondern auch
sowie
noch
geschweige dass außerdem
auch
ferner
des weiteren
zusätzlich
dazu samt
nebst
inklusive
einschließlich
Adversativ kontrastiert mit
steht entgegen
aber:
dennoch:
im Gegenteil:
aber
sondern
doch
jedoch
und doch
während
ohne dass
indessen
vielmehr
wohingegen
dahingegen
entgegen
wider
gegen

Anmerkung: Diese Tabelle finden Sie ausführlicher in Heringer (1989): Lesen, lehren, lernen. Eine rezeptive Grammatik des Deutschen. Tübingen: Niemeyer. 267ff.

HINWEIS: Satzverknüpfer können verschiedene Verwendungsweisen haben: Wie man der Tabelle entnehmen kann, haben Satzverknüpfer oft zwei verschiedene Verwendungsweisen. So kann beispielsweise die Subjunktion während temporal und adversativ gebraucht werden.

(4)  (a) Vorstellungstheoretiker gehen davon aus, dass die Bedeutung eines Wortes in der mit ihm verbundenen Vorstellung liegt, (b) während Gebrauchstheoretiker davon ausgehen, dass die Bedeutung eines Wortes sein Gebrauch in der Sprache ist.

In (4) werden die in (a) und (b) dargestellten Sachverhalte beide behauptet. Mit der Subjunktion während wird zusätzlich deutlich gemacht, dass es sich um entgegen gesetzte Auffassungen handelt. Während wird in diesem Beispiel adversativ gebraucht. Das kann man auch daran sehen, dass während leicht durch wohingegen ersetzt werden könnte.

(5)  (a) Tim versucht sich gerade das Wort fast vorzustellen, (b) während Peter versucht, sich das Wort beinahe vorzustellen.

In (5) werden wiederum zwei Sachverhalte (a) und (b) behauptet. Die Subjunktion während soll in diesem Beispiel eine Zeitgleichheit der Handlungen verdeutlichen: (a) geschieht zur gleichen Zeit wie (b). Es handelt sich hier um eine temporale Gebrauchsweise von während.

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1.5 Unterschiedliche Möglichkeiten der Realisierung einer bestimmten Verknüpfung

Es gibt verschiedene grammatische Möglichkeiten ein bestimmtes Verhältnis zwischen zwei Sätzen oder Sachverhalten auszudrücken. Dies soll hier exemplarisch an einem konditionalen Verhältnis veranschaulicht werden:

  1. Dass eine Bedeutungstheorie brauchbar ist setzt voraus, dass sie plausibel auf alle Arten von Ausdrücken angewendet werden kann. → Brückenverb
  2. Eine Bedeutungstheorie ist brauchbar. Voraussetzung: Sie muss plausibel auf alle Arten von Ausdrücken angewendet werden können. → Brückenausdruck
  3. Eine Bedeutungstheorie ist brauchbar, wenn sie plausibel auf alle Arten von Ausdrücken angewendet werden kann. → Subjunktion
  4. Kann eine Bedeutungstheorie plausibel auf alle Arten von Ausdrücken angewendet werden, dann ist sie brauchbar. → Adverb
  5. Eine Bedeutungstheorie ist brauchbar bei der Möglichkeit plausibler Anwendung auf alle Arten von Ausdrücken. → Präposition

Diese Auflistung zeigt, dass es nicht nur einen richtigen Weg gibt, um ein bestimmtes Verhältnis zwischen zwei Sachverhalten (in diesem Fall ein konditionales Verhältnis) zu beschreiben, sondern dass eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung steht. Diese Tatsache sollte man sich vor Augen führen und nutzen, um bei der Textproduktion flexibel zu sein und den Text durch Variationen abwechslungsreich und zielgerichtet gestalten zu können.

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2. Probleme bei der Verwendung von Satzverknüpfern in Zusammenfassungen

Eine Zusammenfassung ist eine kurze Fassung des Ausgangstexts, die den Leser kurz und prägnant über zentrale Sachverhalte und Argumentationen informiert, so dass ein Lesen des Ausgangstexts (theoretisch) überflüssig wird.
Zu diesem Zweck müssen in Zusammenfassungen die Beziehungen zwischen Sätzen und Textteilen im Ausgangstext genau charakterisiert werden und Hinweise zum argumentativen und thematischen Aufbau des Ausgangstext gegeben werden. In diesem Zusammenhang spielen Satzverknüpfer eine entscheidende Rolle und es ist wichtig, dass sie präzise eingesetzt werden.

Einige typische Problembereiche: Beispiele, Problemdiagnose, Tipps

  1. Die undifferenzierte additive Kennzeichnung: weiter, weiterhin, außerdem, etc.
    (6)  Als Erstes legt der Autor dar, dass die Vorstellungstheorie viele sprachliche Zeichen nicht hinreichend begründen kann. Als Nächstes erläutert er zwei unterschiedliche Standpunkte aus Wittgensteins Buch "Philosophische Untersuchungen". Der Autor meint des Weiteren, dass Wittgenstein glaubt, dass die Bedeutung die Basis des Verstehens ist und nicht das Ergebnis. Außerdem sagt der Autor, dass es keinen Garanten außerhalb der Sprache selbst gibt, der für die Richtigkeit der Verwendung eines Zeichens bürgt. Im Anschluss daran beschreibt er, dass die Bedeutung von Zeichen sich ändern kann.
    In diesem Beispiel einer studentischen Zusammenfassung erfolgt eine additive Aneinanderreihung von Textaussagen; Verknüpfungen, die eine inhaltliche Beziehung zwischen den Textaussagen zum Ausdruck bringen könnten, werden nicht gebraucht. Charakteristisch für diese Textorganisation ist die Verwendung der im Beispiel kursiv hervorgehobenen Ausdrücke. Weitere häufig gebrauchte Ausdrücke sind weiter, weiterhin, dann, danach.
    Eine Zusammenfassung, die sich auf eine rein additive Satzverknüpfung beschränkt, liefert lediglich Informationen über die Anordnung der einzelnen Textaussagen im Ausgangstext: Eine Aussage folgt der anderen. Über die inhaltliche Verknüpfung der einzelnen Aussagen des Ausgangstexts kann mit der undifferenzierten Aneinanderreihung keine Information geliefert werden. Aus diesem Grund sollte man die rein additive Satzverknüpfung vermeiden.
    TIPP Konzentrieren Sie sich auf die inhaltlichen Beziehungen zwischen den Sätzen und Textteilen des Ausgangstexts und analysieren Sie diese: Handelt es sich um konsekutive, adversative etc. Beziehungen? Sehen Sie sich die Tabelle mit den wichtigsten Typen der Satzverknüpfung an und halten Sie nach einem passenden Ausdruck für die von Ihnen analysierte Beziehung Ausschau. Mit ein wenig Übung werden Sie in Zukunft nur noch selten auf additive Verknüpfungsmuster zurückgreifen müssen.
  2. Der unspezifische Anschluss mit nun, jetzt
    (7)  Damit schließt Keller scheinbar einen Gedankengang ab und beginnt einen neuen. Er konzentriert sich jetzt, aufgrund einiger Annahmen Ludwig Wittgensteins, auf den Bedeutungsbegriff. Der Bedeutungsbegriff soll erklären, wie der Sprecher es erreicht, dem Adressaten zu vermitteln, was er meint. Nun leitet Keller im dritten Abschnitt...
    In (7) erfolgt die Satzverknüpfung mit Hilfe der Ausdrücke jetzt und nun, die im Allgemeinen verwendet werden, um zeitliche Beziehungen zwischen Sachverhalten zu kennzeichnen. In unserem Beispiel wird jedoch keine zeitliche Beziehung gekennzeichnet, sondern der Übergang zu einem neuen Thema/ Gedankengang signalisiert.
    Ähnlich wie das additive Verknüpfungsmuster signalisiert der undifferenzierte Anschluss mit nun oder jetzt eine Aneinanderreihung von Textaussagen. Zusätzlich zur reinen Information über die Abfolge von Textaussagen, liefert die Verknüpfung durch jetzt oder nun den Hinweis "Themenwechsel"/ "Ende eines Gedankengangs, Beginn eines anderen Gedankengangs". Trotz dieser zusätzlichen Information über den Zusammenhang der Textaussagen bleibt die Verknüpfung aber unspezifisch und sollte daher möglichst vermieden werden.
    TIPP Konzentrieren Sie sich auf die inhaltlichen Beziehungen zwischen den Sätzen und Textteilen des Ausgangstexts und analysieren Sie diese: Handelt es sich um konsekutive, adversative etc. Beziehungen? Sehen Sie sich die Tabelle mit den wichtigsten Typen der Satzverknüpfung an und halten Sie nach einem passenden Ausdruck für die von Ihnen analysierte Beziehung Ausschau. Mit ein wenig Übung werden Sie in Zukunft nur noch selten auf das unspezifische Anschlussmuster mit nun oder jetzt zurückgreifen müssen.
  3. Der unspezifische Anschluss mit dabei, wobei, hierbei etc.
    (8)  (a) Er schnitt sich eine Scheibe Brot ab. (b) Dabei verletzte er sich am Finger.
    Normalerweise geht man davon aus, dass die mit (b) beschriebene Handlung ein Teil der mit (a) beschriebenen Handlung ist. Der durch die Verknüpfung dabei eingeleitete Satz (b) beschreibt ein direkt mit (a) zusammenhängendes Problem: die Verletzung des Fingers, die einen Aspekt der Handlung "Brot abschneiden" darstellt. Die Handlung "Brot abschneiden" ist der Bezugsgegenstand des durch dabei eingeleiteten Satzes.
    Eine Satzverknüpfung mit den Adverbien hierbei, dabei, hierzu etc. wird jedoch häufig nicht in diesem Sinne gebraucht und misslingt oft:
    (9)  (a) Zu Beginn des sprachwissenschaftlichen Textes wird von einer Vorstellungstheorie gesprochen. (b) Man geht hierbei davon aus, dass Menschen beim Kommunizieren eine Vorstellung von den Zeichen haben, die sie vermitteln wollen.
    In (9) ist die Verknüpfung durch hierbei schon nicht mehr so eindeutig gebraucht, wie in (8). Dem Leser fällt es schwer, den Bezugsgegenstand der Verknüpfung aufzuspüren: Bezieht man sich auf das "Sprechen von einer Vorstellungstheorie" oder nur auf die "Vorstellungstheorie"? Die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten, die Verknüpfung ist unspezifisch.
    (10)  (a) Jedes Wort enthält verschiedene Interpretationsmöglichkeiten, die auf dieses angewendet werden können. (b) Hierbei wirft er den Bedeutungsbegriff ein.
    In Beispiel (10) signalisiert das Adverb hierbei einen Zusammenhang, der nicht gegeben ist. Der Leser bemüht sich vergeblich einen Zusammenhang zwischen (a) und (b) herzustellen, indem er sich die Frage stellt: Wobei wirft er den Bedeutungsbegriff ein? In (a) findet sich kein möglicher Bezugsgegenstand.
    TIPP Wenn man nicht auf die Verknüpfung durch die o.a. Adverbien verzichten möchte, sollte man darauf achten, dass
    1. ein Bezugsgegenstand vorhanden ist, d.h. ein Zusammenhang besteht und
    2. der Bezugsgegenstand eindeutig zu erkennen ist.
  4. Der falsche Gebrauch von also, somit, damit, so etc.
    (11)  (a) Er kommt zu der Schlussfolgerung, dass wir beim Kommunizieren Vorstellungen haben, diese aber nicht eine solche Rolle spielen, wie die Vorstellungstheorie ihnen beimisst. (b) Vorstellungen entstehen also beim Gebrauch.
    Mit der Verwendung von Wörtern wie also, damit, somit legt man sich darauf fest, eine Folgerungsbeziehung (konsekutive Beziehung) beschreiben zu wollen: (b) sollte eine logische und einleuchtende Konsequenz von (a) beschreiben. Betrachten wir uns die Beispiele: Mit (11) werden die Sachverhalte (a) und (b) behauptet. Durch die Verknüpfung mit also entsteht beim Leser die Erwartungshaltung, dass (b) logischerweise aus (a) folgt. Die Annahme, dass Vorstellungen zwangsläufig beim Gebrauch entstehen müssen, wenn sie beim Kommunizieren keine so große Rolle spielen, stellt allerdings nicht den geforderten einleuchtenden Folgerungszusammenhang zwischen (a) und (b) dar. Für den Leser ist auf der Informationsbasis von (a) nicht nachvollziehbar, warum Vorstellungen beim Gebrauch entstehen sollen. (Meint der Student in (b) wirklich Vorstellungen oder meint er die Bedeutung?)
    TIPP Bedenken Sie beim Verwenden von konklusiven Satzverknüpfern, dass Sie sich darauf festlegen, dass Sie eine Folgerungsbeziehung signalisieren. Überprüfen Sie spätestens beim Überarbeiten Ihrer Arbeit, ob Sie die Satzverknüpfer richtig gebraucht haben, d.h. ob dort, wo Sie Ausdrücke wie also etc. gebraucht haben, tatsächlich eine Folgerungsbeziehung besteht. Wenn Sie sich diesbezüglich unsicher sind, werfen Sie einen Blick in die Tabelle mit den wichtigsten Typen der Satzverknüpfung, die Ihnen einen Überblick über mögliche andere Verknüpfungsmuster gibt.
  5. Der falsche Gebrauch von jedoch
    (12)  (a) Rudi Keller geht in seinem Text auf Wittgensteins "Gebrauchstheorie der Bedeutung" ein, die besagt, dass eine Gebrauchstheorie nur das Ergebnis interpretativer und ergänzender Bemühungen sein kann. (b) Dem Wort Bedeutung jedoch schreibt Wittgenstein eine relativ hohe Bedeutungsvielfalt zu.
    Das Wort "jedoch" hat die Funktion einen Gegensatz, eine adversative Beziehung zwischen zwei Sachverhalten zu kennzeichnen. In (12) ist eine solche Anwendung nicht ersichtlich. Es lässt sich vermuten, dass durch jedoch die unterschiedlichen Gegenstände in (a) und (b) gekennzeichnet werden sollen: In (a) geht es um die Theorie der Bedeutung, in (b) geht es um das Wort Bedeutung. Sollte die Kennzeichnung einer solchen Beziehung beabsichtigt sein, muss der Bezug von deutlicher gemacht werden.
    (Anmerkung: (a) stimmt inhaltlich nicht: Keller sagt, dass die Gebrauchstheorie der Bedeutung nur das Ergebnis interpretativer und ergänzender Bemühungen sein kann.)
    TIPP Überprüfen Sie Ihre Verwendungsweise der Satzverknüpfer gründlich. Lassen Sie Ihren Text von einer anderen Person Korrektur lesen, sie wird Sie auf eventuelle Unstimmigkeiten bei der Satzverknüpfung aufmerksam machen.

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3. Übungen zu 2.

Aufgabe 1

Aufgabe 1 - Zur Musterlösung
Formulieren Sie die kausale Brücke zwischen den beiden Sätzen in (1) mit verschiedenen lexikalischen und grammatischen Mitteln (mindestens 8 Varianten).
(1)  Dieser Satz vergrößert meine Erkenntnis. Er muss ein synthetisches Urteil sein.

Aufgabe 2

Aufgabe 2 - Zur Musterlösung
Beschreiben Sie genau, welche Zusammenhänge (Gedankenbrücken) der Verfasser in folgendem Abschnitt aus unserem Ausgangstext mit den fett ausgezeichneten Ausdrücken signalisiert.

Text (Keller 1995, 69f.)

1. Ich habe eine Marotte. Immer wenn ich erkältet bin, trage ich eine gelbe Krawatte. (Dies ist noch kein Beispiel für eine Regel, sondern eines für eine Regularität. Denn zum Begriff der Regel gehört es, Fehler machen zu können. Wenn ich einmal keine gelbe Krawatte trüge trotz Erkältung, könnte mir niemand den Vorwurf fehlerhaften Verhaltens machen, sondern höchsten den der Inkonsequenz. Regelhaftes Verhalten ist immer eine Sache von vielen, einer Population.)

Aufgabe 3

Aufgabe 3 - Zur Musterlösung
Fassen Sie die beiden Abschnitte des folgenden Texts und deren Zusammenhang in einem Satz zusammen. Kennzeichnen Sie dabei genau die gedankliche Brücke zwischen den beiden Abschnitten.

Text

In neueren bedeutungstheoretischen Diskussionen wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die grundlegende Einheit für die Bedeutungstheorie der Satz sein müsse, weil der Satz auch die grundlegende Einheit für das Verstehen ist. Mit Sätzen werden sprachliche Handlungen gemacht, und für die mit Sätzen ausgedrückten Propositionen kann man Wahrheitsbedingungen formulieren. Die Bedeutung von kleineren Einheiten im Satz, also z.B. die Bedeutung von Wörtern, sollte dann als der Beitrag dieser Einheit zur Satzbedeutung rekonstruieret werden.
Trotz dieser eingehenden Diskussionen hat sich im Rahmen der kognitiven Semantik die Beschränkung auf die Bedeutung von Wörtern durchgesetzt, die traditionellen Auffassungen entspricht, wie sie schon früher im Rahmen der strukturellen Semantik und der Vorstellungstheorie üblich waren. Eine Konzeption für den Aufbau der Satzbedeutung aus den Wortbedeutungen ist in diesem Theorierahmen bisher nicht zu erkennen.
(Maier 2003, 17)

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