Schreibkompetenz: Hausarbeiten
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Institut für Germanistik
Gerd Fritz
 

Arbeitsschritte 4 - Einen ersten Entwurf schreiben

Während der Schreibphase im engeren Sinne gilt es nun, die Sachverhalte, über die man sich Wissen angeeignet hat, zu Papier zu bringen. Dabei ist die Aufgabe, das, was man meint, auch wirklich zu schreiben, meist sehr viel schwieriger, als es auf den ersten Blick erscheint. Eine Überprüfung dieser Frage (Gemeintes und Geschriebenes vergleichen) sollte spätestens bei der Revision erfolgen, kann aber auch zwischendurch sinnvoll sein. Bei der Textproduktion ist ohnehin zu beobachten, dass Autoren häufig in ihrem bis dahin geschriebenen Text lesen.

Einige Schwierigkeiten, die sich bei der Erstellung eines wissenschaftlichen Texts ergeben, sind darauf zurückzuführen, dass bestimmte Aspekte des zu behandelnden Themas nicht richtig verstanden sind (vgl. Literaturlektüre). Viele Studierende hoffen, solche Probleme lösen zu können, indem sie an den betreffenden Stellen besonders phantasiereich formulieren. Das gelingt jedoch in den meisten Fällen nicht. Es ist äußerst schwierig etwas Sinnvolles zu Papier bringen, wenn man nichts Sinnvolles zu sagen hat. Besser ist es an solchen Stellen zu überprüfen, welches Wissen einem fehlt, um einen guten, zusammenhängenden Text schreiben zu können und sich dieses fehlende Wissen nachträglich anzueignen.

Eine der Hauptschwierigkeiten beim (wissenschaftlichen) Schreiben ist es, den zahlreichen Prinzipien eines guten Textes gleichzeitig gerecht zu werden. Das ist vor allem dann problematisch, wenn sich die Prinzipien selbst widersprechen. So lautet eine Empfehlung, dass man sich möglichst kurz fassen soll. Eine andere Empfehlung lautet aber, den wissenschaftlichen Text so zu schreiben, dass die meisten Leser ihn auch ohne allzu großes Vorwissen verstehen können. Das Letztere wäre am einfachsten zu erfüllen, wenn man besonders viel Hintergrundwissen vermitteln würde. Solch eine Strategie verstößt aber gegen das erste Prinzip. Eine eindeutig richtige Lösung solcher Konflikte gibt es häufig nicht. Das bedeutet für Sie aber auch: Sie haben die Wahl, welche Strategie Sie für die richtige halten, welchen Prinzipien Sie im Einzelfall den Vorzug geben.

Sie sollten während des Schreibens ebenfalls die oben erwähnten Prinzipien (LIT) beachten, sich z.B. Ihrer Schreibziele bewusst sein. Die zentrale Frage bei der Textproduktion ist, ob man genau das, in genau dieser Weise schreiben soll, um seine Ziele bei diesem Leser zu erreichen. Wenn Sie bemerken sollten, dass dieses an bestimmten Stellen nicht der Fall ist, dann sollten Sie bereit sein, den ursprünglichen Schreibplan zu ändern, wenn nötig auch in einschneidender Art und Weise: Wenn es auch manchmal sehr schmerzhaft sein kann, das mühsam Produzierte nun doch zu verwerfen, der Text wird dadurch häufig besser. Gute Schreiber unterscheiden sich von weniger guten häufig darin, genau dazu bereit zu sein.

TIPP Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass das Schreiben eine kognitiv sehr anspruchsvolle Aufgabe ist. Der Grad der Aufmerksamkeit, der beim Schreiben benötigt wird, ist ungefähr so hoch, wie bei einem anstrengenden Schachspiel. Das heißt für Sie, dass Sie sich durchaus Zeit lassen sollten für die Erstellung Ihrer Hausarbeit. Eine geistige Überforderung wird sich als Schwäche im Text niederschlagen. Deshalb ist ein sinnvolles Zeitmanagement beim Schreiben sehr nützlich.

Machen Sie die einzelnen Schreibphasen nicht zu lang, planen Sie zwischen den einzelnen Schreibphasen ausreichend lange Pausen ein und beschäftigen Sie sich in dieser Zeit nicht mit dem Text. Am besten berücksichtigen Sie die Pausen bei der Tagesplanung gleich mit und überlegen sich vorher, was Sie dort Entspannendes tun möchten (spazierengehen, mit Haustier spielen etc.).

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