Arbeitsschritte 4 - Einen ersten Entwurf schreiben
Während der Schreibphase im engeren Sinne gilt es nun, die
Sachverhalte, über die man sich Wissen angeeignet hat, zu Papier zu
bringen. Dabei ist die Aufgabe, das, was man meint, auch wirklich zu
schreiben, meist sehr viel schwieriger, als es auf den ersten Blick
erscheint. Eine Überprüfung dieser Frage (Gemeintes und Geschriebenes
vergleichen) sollte spätestens bei der Revision erfolgen, kann aber
auch zwischendurch sinnvoll sein. Bei der Textproduktion ist ohnehin
zu beobachten, dass Autoren häufig in ihrem bis dahin geschriebenen
Text lesen.
Einige Schwierigkeiten, die sich bei der Erstellung eines
wissenschaftlichen Texts ergeben, sind darauf zurückzuführen, dass
bestimmte Aspekte des zu behandelnden Themas nicht richtig verstanden
sind (vgl. Literaturlektüre). Viele Studierende hoffen,
solche Probleme lösen zu können, indem sie an den betreffenden Stellen
besonders phantasiereich formulieren. Das gelingt jedoch in den
meisten Fällen nicht. Es ist äußerst schwierig etwas Sinnvolles zu
Papier bringen, wenn man nichts Sinnvolles zu sagen hat. Besser ist es
an solchen Stellen zu überprüfen, welches Wissen einem fehlt, um einen
guten, zusammenhängenden Text schreiben zu können und sich dieses
fehlende Wissen nachträglich anzueignen.
Eine der Hauptschwierigkeiten beim (wissenschaftlichen) Schreiben ist
es, den zahlreichen Prinzipien eines
guten Textes gleichzeitig gerecht zu werden. Das ist vor allem dann
problematisch, wenn sich die Prinzipien selbst widersprechen. So
lautet eine Empfehlung, dass man sich möglichst kurz fassen soll. Eine
andere Empfehlung lautet aber, den wissenschaftlichen Text so zu
schreiben, dass die meisten Leser ihn auch ohne allzu großes Vorwissen
verstehen können. Das Letztere wäre am einfachsten zu erfüllen, wenn
man besonders viel Hintergrundwissen vermitteln würde. Solch eine
Strategie verstößt aber gegen das erste Prinzip. Eine eindeutig
richtige Lösung solcher Konflikte gibt es häufig nicht. Das bedeutet
für Sie aber auch: Sie haben die Wahl, welche Strategie Sie für die
richtige halten, welchen Prinzipien Sie im Einzelfall den Vorzug
geben.
Sie sollten während des Schreibens ebenfalls die oben erwähnten
Prinzipien (LIT) beachten, sich z.B. Ihrer Schreibziele bewusst
sein. Die zentrale Frage bei der Textproduktion ist, ob man genau das,
in genau dieser Weise schreiben soll, um seine Ziele bei diesem Leser
zu erreichen. Wenn Sie bemerken sollten, dass dieses an bestimmten
Stellen nicht der Fall ist, dann sollten Sie bereit sein, den
ursprünglichen Schreibplan zu ändern, wenn nötig auch in
einschneidender Art und Weise: Wenn es auch manchmal sehr schmerzhaft
sein kann, das mühsam Produzierte nun doch zu verwerfen, der Text wird
dadurch häufig besser. Gute Schreiber unterscheiden sich von weniger
guten häufig darin, genau dazu bereit zu sein.
TIPP |
Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass das Schreiben
eine kognitiv sehr anspruchsvolle Aufgabe ist. Der Grad der
Aufmerksamkeit, der beim Schreiben benötigt wird, ist ungefähr so
hoch, wie bei einem anstrengenden Schachspiel. Das heißt für Sie, dass
Sie sich durchaus Zeit lassen sollten für die Erstellung Ihrer
Hausarbeit. Eine geistige Überforderung wird sich als Schwäche im Text
niederschlagen. Deshalb ist ein sinnvolles Zeitmanagement beim
Schreiben sehr nützlich.
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Machen Sie die einzelnen Schreibphasen nicht
zu lang, planen Sie zwischen den einzelnen Schreibphasen ausreichend
lange Pausen ein und beschäftigen Sie sich in dieser Zeit nicht mit
dem Text. Am besten berücksichtigen Sie die Pausen bei der
Tagesplanung gleich mit und überlegen sich vorher, was Sie dort
Entspannendes tun möchten (spazierengehen, mit Haustier spielen etc.).
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