Schreibkompetenz: Hausarbeiten
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Institut für Germanistik
Gerd Fritz
 

4. Ein Schlusskapitel schreiben

1. Wichtige Aspekte eines Schlusskapitels
2. Die Wahl einer geeigneten Überschrift


1. Wichtige Aspekte eines Schlusskapitels

Eine studentische Hausarbeit besteht im Allgemeinen aus den Elementen Einleitung, Hauptteil und Schluss. Der Schluss bildet das Gegenstück zur Einleitung. Diesen grundlegenden Aufbau sollte man sich vor Augen führen, denn viele Studenten "vergessen" gerade zu Beginn ihres Studiums den Schluss und glauben mit der Ausarbeitung des Hauptteils ihrer Arbeit alles Wesentliche gesagt zu haben. Ein Schlusskapitel erscheint vielen als unnötige Wiederholung. Dieser Eindruck ist falsch, denn der Schluss hat eine wichtige Aufgabe: Er dient dazu, die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammenfassend darzustellen und dem Leser so einen Überblick über das in der Arbeit Geleistete zu geben.

Zu diesem Zweck sollte das Schlusskapitel folgende Aspekte berücksichtigen:

(i)  Bezugnehmen auf die in der Einleitung formulierte Fragestellung: Was war meine Leitfrage? Was wollte ich mit meiner Arbeit herausfinden?
(ii)  Zusammenfassen: Wie habe ich mein Thema entwickelt? Was sind die wichtigsten Aussagen meiner Arbeit?
(iii)  Formulieren der Ergebnisse: Was habe ich mit meiner Arbeit herausgefunden?
(iv)  Formulieren von Lücken: Was habe ich nicht behandelt (Angabe von Gründen)? Formulieren von weiteren Fragestellungen: Was könnte in meinem Gebiet auch von Interesse sein?
(v)  Einen Ausblick geben: Wie könnte eine zukünftige Entwicklung aussehen?


Beispiel 1

Nehmen wir an, wir hätten eine Hausarbeit über das Thema "Die Wortartenklassifikation im Deutschen" zu schreiben. Zu diesem Zweck sollen mindestens drei verschiedene Grammatiken herangezogen werden.
In der Einleitung einer Hausarbeit wird angegeben, dass folgende Aspekte behandelt werden sollen:
(1)  Probleme bei der Erstellung von Wortartenklassifikationen
(2)  Handhabbarkeit und Widerspruchsfreiheit
(3)  Vorstellen der Klassifikationen von Menzel, DUDEN und Flämig
Ein Schluss dieser Arbeit, der drei der genannten Aspekte enthält, könnte folgendermaßen aussehen. (Die genannten Aspekte haben wir jeweils am Ende des Abschnitts in eckigen Klammern gekennzeichnet.)

5. Fazit
Es wurde deutlich, dass man sich, bei der Erstellung eines Wortartenklassifikations - Systems zunächst über die zu benutzenden Kriterien klar werden muss. Sowohl Menzel, Flämig, wie auch in der DUDEN-Grammatik, werden hauptsächlich drei verschiedene Kriterien (morphologische, syntaktische, semantische) angesprochen. Wie diese Kriterien jedoch angewendet werden, ist verschieden. [Bezug zu Aspekt (1) der Einleitung, Formulierung der Ergebnisse]
Menzel benutzt ein hierarchisierendes, heterogenes System, in dem die Wortarten zunächst nach morphologischen, dann nach syntaktischen und erst zum Schluss nach semantischen Kriterien geordnet werden. In der DUDEN - Grammatik werden zwar auch alle drei Kriterien eingesetzt, jedoch nicht als hierarchisierendes System. Flämig klammert die semantischen Kriterien zunächst vollständig aus und bezieht sich nur auf morphologische und syntaktische Kriterien. [Bezug auf Aspekt (3) der Einleitung, Zusammenfassung]
Meiner Meinung nach wird Flämigs Grammatik durch die Ausklammerung semantischer Kriterien übersichtlich und leicht zu handhaben. Die DUDEN- Grammatik wirkt unübersichtlich, da sie kein hierarchisierendes System aufweist. Menzels Grammatik scheint da übersichtlicher und ihre Entstehung leichter nachvollziehbar. [Bezug auf Aspekt (2) der Einleitung, Ergebnisformulierung]

Sehen Sie sich nun die folgenden Beispiele für Schlusskapitel an und überlegen Sie sich, wie gut der Leser in diesen Kapiteln über die wesentlichen Aspekte der Arbeit informiert wird.


Beispiel 2

Entsprechend der Einleitung einer Hausarbeit sollen folgende Aspekte behandelt werden:
(1)  Was sind Definitionen und Funktionen von Wortarten?
(2)  Liegt eine einheitliche Kategorisierung vor?
(3)  Vorstellen von drei verschiedenen Kategorisierungen
(4)  Kritischer Vergleich.

Der Schluss dieser Hausarbeit sieht wie folgt aus:

4 Schluss
In meiner Hausarbeit wollte ich die Unterschiede der Möglichkeiten der verschiedenen Kategorisierungen der Wortarten anhand verschiedener Grammatiken klar machen. Diese drei theoretischen Auffassungen miteinander zu vergleichen halte ich eigentlich für sehr schwer, da die Intention bei jeder Grammatik eine völlig andere ist und jede der Grammatiken auf einen anderen Kreis von Lesern ausgerichtet ist. Die Grammatik von Menzel soll kurz, verständlich und für Schüler ausgerichtet sein, die Duden Grammatik ist als ausführliches Nachschlagewerk für jeden gedacht und die Grammatik der deutschen Sprache richtet sich an Fachleser, die sich intensiver mit den Kategorisierungen auseinandersetzen möchten.

Mit dem ersten Satz des Schlusses werden die in der Einleitung angegebenen Aspekte (3) und (4) wieder aufgegriffen. Wir erfahren im weiteren Verlauf jedoch nichts über die Ergebnisse der Bearbeitung dieser Aspekte. Statt dessen findet sich im zweiten Satz eine Bewertung des Arbeitsschrittes (4). In diesem Zusammenhang wird ein neuer Aspekt eingeführt: die Adressatenorientierung. Der weitere Text gibt die Adressatenorientierung der drei behandelten Grammatiken an. Einen Bezug zu den in der Einleitung formulierten Fragestellungen gibt es nicht mehr. Ebenso wenig findet sich eine Formulierung von Lücken, weiteren Fragestellungen oder ein Ausblick.


Beispiel 3

Schlusswort
Aus dieser Arbeit ziehe ich für mich persönlich den Schluss, dass es sich rentiert, nicht nur auf einen Text zurückzugreifen um sich in ein sprachwissenschaftliches Thema einzuarbeiten. Der Vergleich verschiedener Darstellungen aus verschiedenen Blickwinkeln ermöglicht ein ganzheitlicheres Verständnis.

Beispiel 3 erwähnt die persönlichen Erkenntnisse, die der Schreiber aus seiner Arbeit über wissenschaftliches Arbeiten im Allgemeinen gewonnen hat. Das gehört nicht unbedingt in den Schluss. Der Leser erhält keinerlei Informationen zu den oben angegebenen Aspekten.


Beispiel 4

Wertungen oder Informationen über persönliche Vorlieben wie wir sie im folgenden Textausschnitt finden sind in einem Schlusskapitel eher ungewöhnlich, gelten aber nicht grundsätzlich als unzulässig.

Zusammenfassung
(...) Die Gliederung des Wortschatzes nach Menzel würde ich persönlich bevorzugen, weil sie am einleuchtendsten ist. Ein weiterer Grund für meine positive Einstellung dieser Klassifikation gegenüber ist wahrscheinlich, dass ich sie gewohnt bin. (...)


TIPP Überprüfen Sie beim Schreiben des Schlusses, ob dieser die Fragestellungen der Einleitung beantwortet.
Prüfen Sie nach, ob der Schluss die genannten fünf Aspekte berücksichtigt. Dabei sind die ersten drei Aspekte von grundlegender Bedeutung für den Schluss.
Bewahren Sie auch im Schlussteil Ihre wissenschaftliche Distanz und sehen Sie von persönlichen Stellungnahmen ab.

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2. Wahl einer geeigneten Formulierung für die Überschrift des Schlusskapitels

Die Einleitung heißt in Hausarbeiten (fast) immer Einleitung, der Schluss heißt aber nicht immer Schluss

Im folgenden finden Sie eine Liste mit häufig gebrauchten Überschriften für ein Schlusskapitel und eine Einschätzung ihrer Nützlichkeit.

Schluss
Neutrale Form, analog zu "Einleitung".
Zusammenfassung
Eine Zusammenfassung gibt die wichtigen Aussagen und Ergebnisse einer Arbeit kurz und prägnant wieder. Eine Zusammenfassung sollte ein Teil des Schlusskapitels ausmachen, umgekehrt sollte jedoch nicht das ganze Schlusskapitel aus einer Zusammenfassung bestehen.
Ausblick
Der Ausblick soll die Frage "Wie könnte eine zukünftige Entwicklung aussehen?" beantworten. Dieser Aspekt sollte im Schlusskapitel berücksichtigt werden, sollte umgekehrt aber nicht das ganze Schlusskapitel ausmachen.
Bewertung
Die Bewertung lässt eine persönliche Stellungnahme des Autors vermuten. Sie kann ein Aspekt im Schlusskapitel sein, muss aber nicht.
Schussbetrachtung/ Schlusswort
Diese Begriffe sind in Hausarbeiten weniger gebräuchlich.
Fazit/ Resümee
Die Begriffe Fazit und Resümee sind die am häufigsten gebrauchten Formulierungen für das Schlusskapitel und werden synonym verwendet. Sie implizieren, dass der Folgetext die Ergebnisse der Arbeit formuliert. Da die Ergebnisformulierung die zentrale Aufgabe des Schlusskapitels ist, scheinen diese Überschriften sinnvoll gewählt.

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