Schreibkompetenz: Hausarbeiten
Startseite
Modulbeginn
Institut für Germanistik
Gerd Fritz
 

3. Eine Einleitung schreiben

Die Einleitung schreibt man normalerweise zuletzt, wenn die Arbeit ansonsten schon fertig vorliegt. Sie dient dazu, den Leser kurz über die wichtigsten Aspekte der Arbeit zu informieren und Interesse für die Arbeit zu wecken.

Folgendes sind wichtige Aspekte einer Arbeit, die jeweils in einem kurzen Abschnitt in der Einleitung berücksichtigt werden können bzw. sollten:

(i)  Einführung der Fragestellung/ des behandelten Problems,
(ii)  Angabe der Ziele der Arbeit,
(iii)  Angabe der verwendeten Theorie(n) oder Methode(n),
(iv)  Hinweise auf die eigene Position,
(v)  Hinweise auf das verwendete Datenmaterial (bei Analyse- bzw. Beschreibungsaufgaben),
(vi)  Hinweise auf den Forschungsstand,
(vii)  Hinweise zum Aufbau der Arbeit.

Im folgenden werden drei Beispiele gegeben für informative und weniger informative Einleitungen zu einer Hausarbeit über das Thema: "Thema und thematischer Zusammenhang in Texten"

Beispiel 1

Eine Einleitung zu dieser Arbeit, in der fünf der genannten Aspekte erwähnt werden, könnte folgendermaßen aussehen. (Die erwähnten Aspekte sind jeweils am Ende des Abschnitts in eckigen Klammern genannt.)

1. Einleitung

In der alltäglichen Praxis verwenden wir den Ausdruck Thema häufig ohne Schwierigkeiten: Wir berichten beispielsweise, dass wir über ein bestimmtes Thema geredet haben, oder wir werfen jemandem vor, vom Thema abzuschweifen. In diesen Fällen wissen wir ausreichend genau, was wir mit dem Ausdruck Thema meinen. Dagegen scheint es äußerst schwierig zu sein, eine einheitliche Theorie des Themas zu entwickeln. Dies zeigt sich darin, dass in der Forschung unterschiedliche Thematheorien konkurrieren. [Problemformulierung (i), Hinweis auf Stand der Forschung (vi)]
   Ziel dieser Arbeit ist es, einige der konkurrierenden Ansätze der neueren Forschung zur Theorie des Themas kurz darzustellen und auf ihre Reichweite hin zu untersuchen. Dabei werde ich begründen, worin ich die Vorzüge der sog. Gegenstandstheorie sehe. Als einen wichtigen Aspekt des Begriffs des Themas soll die innere Struktur von größeren Themen, der sog. thematische Zusammenhang behandelt werden. [Ziele der Arbeit (ii), Hinweis auf die eigene Position (iv)]
   Die Arbeit skizziert zunächst die sog. Propositionstheorie, die Fragetheorie und die Gegenstandstheorie und versucht einen Zusammenhang zwischen diesen Theorien erkennbar zu machen. Anschließend wird der Themabegriff der Thema-Rhema-Theorie behandelt und auf die vorher behandelten Theorien bezogen. Schließlich wird der Begriff des thematischen Zusammenhangs eingeführt und anhand von Beispielen erläutert. [Aufbau der Arbeit (vii)]

Kommentar zu Beispiel 1

Diese Einleitung ist informativ und erleichtert damit dem Leser die Lektüre der Arbeit. Vergleichen Sie mit diesem Beispiel für eine gute Einleitung die folgenden beiden Beispiele und überprüfen Sie, wie gut Sie als Leser mit diesen Einleitungen jeweils über die wichtigsten Aspekte der Arbeit informiert werden.


Beispiel 2

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema "Thema und Themenstruktur von Texten".
Zunächst soll der Begriff des Themas erläutert werden. Verschiedene Definitionen, sowohl aus textlinguistischer als auch aus alltäglicher Sicht sollen kommentiert werden. Im Anschluss an die Betrachtungen zum Begriff des Themas soll die Themenstruktur von Texten thematisiert werden. Im Rahmen dieses Punktes werden auch die Begriffe thematischer Zusammenhang, thematische Progression und thematische Entfaltung eine Rolle spielen.

Kommentar zu Beispiel 2

In Beispiel 2 wird im ersten Satz das Thema der Arbeit, das schon auf dem Titelblatt der Arbeit steht, wiederholt. Das kann man machen, erscheint aber nicht unbedingt notwendig. Mit dem zweiten Abschnitt wird der Aufbau der Arbeit skizziert. Damit werden andeutungsweise auch Ziele der Arbeit erwähnt (vgl. die Verwendung von sollen: sollen kommentiert werden). Es wird weder ein Problem bzw. eine Fragestellung der Arbeit formuliert, noch werden weitergehende Ziele der Arbeit genannt. Diese Einleitung ist also deutlich weniger informativ als Beispiel 1.


Beispiel 3

1. Einleitung

Um (u.a.) Textstrukturen und Themenentwicklungen in Texten beschreiben und erklären zu können, wurden unterschiedliche theoretische Modelle entworfen und verschiedene Methoden der Textanalyse entwickelt.
   Der Begriff Textlinguistik bezeichnet nicht eine in sich geschlossene Theorie, sondern erfasst die Gesamtheit der sprachwissenschaftlichen Untersuchungen, die Texte betreffen. In der Entwicklung der Textlinguistik verlagerte sich der Schwerpunkt der Forschung von der Satzgrammatik aus über Untersuchungen satzgerenzenüberschreitender grammatischer und semantischer Phänomene bis hin zur Analyse globaler Textstrukturen.

Kommentar zu Beispiel 3

In Beispiel 3 wird im ersten Abschnitt andeutungsweise der Forschungsstand wiedergegeben. Mit dem zweiten Abschnitt werden allgemeine Hinweise zur Textlinguistik und ihrer Geschichte gegeben, deren Relevanz für die Einleitung völlig unklar bleibt. Der Leser erhält kaum Informationen über wichtige Aspekte der Arbeit. Insofern ist dies eine unzureichende Einleitung.


TIPP Überprüfen Sie beim Schreiben Ihrer Einleitung, ob diese über die wichtigsten Aspekte Ihrer Arbeit informiert. Prüfen sie nach, welche der oben genannten sieben Aspekte berücksichtigt sind.

Nach oben

Jetzt können Sie sich mit dem Schreiben des Schlusskapitels beschäftigen.