Arbeitsschritte 3 - Die Planung der Hausarbeit
Wenn Sie die notwendigen Texte gelesen, markiert und/oder exzerpiert
haben, besteht der nächste Schritt darin, sich Gedanken über die
Struktur der Hausarbeit zu machen. Bevor das Planen genauer betrachtet
wird, sollen einige Hilfestellungen besprochen werden, die während
aller Schreibphasen eine wichtige Rolle spielen und damit auch schon
beim Planen berücksichtigt werden sollen.
Beim Schreiben wissenschaftlicher Texte sind (wie bei anderen Texten
auch) Prinzipen zu beachten, deren
Bedeutung unter anderem darin besteht, dass sie Kriterien für die
Beurteilung eines Textes darstellen. Drei Leitprinzipien, die bei
jeder Kommunikation eine zentrale Rolle spielen, seien hier
erwähnt. Sie gelten auch für die Produktion wissenschaftlicher
LITeratur. Sie können sich diese Prinzipien anhand des Akronyms
LIT (die Anfangsbuchstaben der drei Tipps) merken:
TIPP |
Wer schreibt, schreibt in der
Regel an jemanden und wie es ein bekannter Stilratgeber einmal
formuliert hat: Einer muss sich quälen, der Schreiber oder der
Leser.
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In wissenschaftlichen Hausarbeiten erscheint einem die
Adressatenfrage manchmal ein wenig verwirrend. Schließlich schreibt
der Studierende an jemanden, von dem er einen guten Teil des
Geschriebenen gehört hat. Wenn Sie damit Probleme haben sollten,
stellen Sie sich vor, sie schreiben Ihre Arbeit für einen
interessierten Komillitonen. Das könnte Ihnen helfen zwei zentrale
Aspekte zu managen, die eng mit der Adressatenfrage zusammenhängen:
Dem Wissen und dem Stil. Wir managen diese beiden Aspekte beim Reden
im Alltag recht automatisch. Wir reden mit Freunden anders als
z.B. mit einem Beamtem (Stil), wir beachten ständig, wieviel unser
Gesprächspartner weiß. Und wenn wir denken, dass ihm ein bestimmtes
Wissen fehlt, das für das für das Verständnis nötig wäre, so teilen
wir ihm zunächst dieses mit. Genau so sollten Sie auch in einer
Hausarbeit vorgehen.
TIPP |
Intentionsbewusst schreiben: Man könnte auch anders
formulieren: Sie sollten sich Ihrer Ziele (bzw. Absichten) bewusst
sein. Das Bewusstmachen der eigenen Ziele führt dazu, dass Sie sich
Rechenschaft ablegen können, wozu Sie etwas in Ihre Hausarbeit
schreiben.
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Es gilt hierbei zu beachten, dass es beim
wissenschaftlichen Schreiben (genauso wie in anderen
Kommunikationsformen auch) angemessenere und weniger angemessene Ziele
gibt. Etwas zu schreiben, weil es ein wichtiger Aspekt des zu
behandelnden Themas ist, ist beispielsweise sehr vernünftig. Etwas zu
schreiben, weil man sich über diese Bereiche auch Wissen angelesen
hat, ist weniger angemessen. Das Ziel, zu zeigen, was man alles
mittlerweile weiß, führt dazu, dass Ihrer Arbeit wahrscheinlich der
sprichwörtliche "rote Faden" fehlt. Weitere unangemessene Ziele können
sein: Mitteilen, dass einem die Arbeit "Spaß gemacht hat", dass man
"das Thema sehr interessant gefunden hat", dass man "zeitliche
Probleme hatte, bestimmte Themen zu berücksichtigen" etc.
TIPP |
Sie sollten sich ebenfalls
darüber bewusst sein, dass sie über ein bestimmtes Thema schreiben und
wie Ihr Thema genau lautet.
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Die Frage, was zu einem Thema dazugehört
und was nicht, ist manchmal sehr schwierig zu beantworten. Gerade
deshalb ist es sehr wichtig, sich diesen Punkt häufig vor Augen zu
führen. Die Themenfrage hängt eng mit den oben genannten Aspekten
zusammen. Sie lautet: Welche thematischen Aspekte eignen sich
besonders gut dazu, meine Schreibziele (Intentionen) bei einer
bestimmten Leserschaft zu erreichen? Auch diese Frage managen wir im
Alltag oft automatisch und damit kaum bewusst. Da das
wissenschaftliche Schreiben eine für Sie recht neue Kommunikationsform
darstellt, kann es hilfreich sein - wie bisher beschrieben - diese
Dinge erst einmal bewusst zu bearbeiten. Mit ein wenig Übung, werden
Sie die Entscheidungen dann immer automatischer treffen und keine
bewussten Anstrengungen mehr unternehmen müssen. Weitere Tipps
erhalten sie unter "Thematischer
Aufbau" und "Prinzipien".
Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass das Planen eines
schriftlichen Textes im Regelfall dazu führt, dass der entstandene
Text auch besser ist. Viele Lehrende empfehlen ihren
Schülern/Studenten ihre Textvorhaben zu planen. Trotzdem befolgen die
meisten den Rat nicht, vermutlich in der manchmal trügerischen
Hoffnung, auf diese Weise Zeit zu sparen. Wenn Sie bisher selten oder
eher wenig geplant haben, sollten Sie mal mit einer längeren
Planungsphase experimentieren. Sie können dann für sich herausfinden,
ob es für Sie hilfreich ist. Tipps dazu finden Sie in dem Abschnitt
"Thematischer Aufbau".
Zu beachten ist, dass es unterschiedliche Schreibgewohnheiten gibt,
möglicherweise auch unterschiedliche Schreibertypen. Die einen planen
sehr exzessiv, benötigen dann aber beim Revidieren nicht allzuviel
Zeit. Andere planen eher wenig, müssen dafür aber öfter
umschreiben. Möglicherweise spielt bei der Strategiewahl auch die
Textsorte und der subjektive Schwierigkeitsgrad des Themas eine
gewisse Rolle: Je schwieriger/unbekannter die Textsorte/das Thema,
desto hilfreicher kann es sein, eher früh mit dem Schreiben zu
beginnen. Häufig klären sich für den Schreiber selbst einige
Zusammenhänge erst, wenn sie zu Papier gebracht worden sind. Statt
aber gleich mit dem Schreiben zu beginnen, können Sie auch in einem
Brainstorming-Verfahren die Dinge, die Ihnen spontan einfallen,
ungeordnet und unzensiert zu Papier bringen. Möglicherweise läßt sich
auch auf diesem kürzeren Weg eine Klärung der eigenen Gedanken
erreichen.
Die Art und Weise, wie Sie genau Planen, ist Ihnen überlassen. In
neuerer Zeit werden visuelle Planungsmethoden immer beliebter. Vor
allem das sog. Mind-Mapping und das Clustern werden häufig in
Ratgebern zum (wissenschaftlichen) Schreiben beschrieben. Die Methoden
sind sehr ähnlich: Man notiert zentrale Stichwörter auf einer meist
quer liegenden Seite und verbindet diese durch Linien. Auf diese Weise
kann man die Struktur der zu schreibenden Arbeit netzförmig-visuell
darstellen. Sie können aber auch ein erstes, möglicherweise etwas
ausführlicheres Inhaltsverzeichnis erstellen oder beide Arten
miteinander verbinden (vergl. "Thematischer
Aufbau"). Am besten Sie experimentieren ein wenig mit den
verschiedenen Mitteln und finden heraus, was am besten zu Ihrem
Schreibtyp passt.
Auch wenn man dem Planen einen gewissen Zeitraum einräumen sollte: Es
gibt auch hier ein zuviel des Guten. Wer das Planen dazu benutzt, den
Beginn des Schreibens hinauszuzögern, schadet sich letztlich mehr als
er sich hilft. Der erste Plan ist lediglich eine erste Route, die auf
dem Weg zum Ziel durchaus noch geändert werden kann.
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Weiter zum nächsten Arbeitsschritt: Einen ersten Entwurf schreiben.
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