Schreibkompetenz: Hausarbeiten
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Institut für Germanistik
Gerd Fritz
 

Arbeitsschritte 3 - Die Planung der Hausarbeit

Wenn Sie die notwendigen Texte gelesen, markiert und/oder exzerpiert haben, besteht der nächste Schritt darin, sich Gedanken über die Struktur der Hausarbeit zu machen. Bevor das Planen genauer betrachtet wird, sollen einige Hilfestellungen besprochen werden, die während aller Schreibphasen eine wichtige Rolle spielen und damit auch schon beim Planen berücksichtigt werden sollen.

Beim Schreiben wissenschaftlicher Texte sind (wie bei anderen Texten auch) Prinzipen zu beachten, deren Bedeutung unter anderem darin besteht, dass sie Kriterien für die Beurteilung eines Textes darstellen. Drei Leitprinzipien, die bei jeder Kommunikation eine zentrale Rolle spielen, seien hier erwähnt. Sie gelten auch für die Produktion wissenschaftlicher LITeratur. Sie können sich diese Prinzipien anhand des Akronyms LIT (die Anfangsbuchstaben der drei Tipps) merken:

TIPP
    Leserbezogen schreiben:
Wer schreibt, schreibt in der Regel an jemanden und wie es ein bekannter Stilratgeber einmal formuliert hat: Einer muss sich quälen, der Schreiber oder der Leser.

In wissenschaftlichen Hausarbeiten erscheint einem die Adressatenfrage manchmal ein wenig verwirrend. Schließlich schreibt der Studierende an jemanden, von dem er einen guten Teil des Geschriebenen gehört hat. Wenn Sie damit Probleme haben sollten, stellen Sie sich vor, sie schreiben Ihre Arbeit für einen interessierten Komillitonen. Das könnte Ihnen helfen zwei zentrale Aspekte zu managen, die eng mit der Adressatenfrage zusammenhängen: Dem Wissen und dem Stil. Wir managen diese beiden Aspekte beim Reden im Alltag recht automatisch. Wir reden mit Freunden anders als z.B. mit einem Beamtem (Stil), wir beachten ständig, wieviel unser Gesprächspartner weiß. Und wenn wir denken, dass ihm ein bestimmtes Wissen fehlt, das für das für das Verständnis nötig wäre, so teilen wir ihm zunächst dieses mit. Genau so sollten Sie auch in einer Hausarbeit vorgehen.

TIPP
    Intentionsbewusst schreiben:
Man könnte auch anders formulieren: Sie sollten sich Ihrer Ziele (bzw. Absichten) bewusst sein. Das Bewusstmachen der eigenen Ziele führt dazu, dass Sie sich Rechenschaft ablegen können, wozu Sie etwas in Ihre Hausarbeit schreiben.

Es gilt hierbei zu beachten, dass es beim wissenschaftlichen Schreiben (genauso wie in anderen Kommunikationsformen auch) angemessenere und weniger angemessene Ziele gibt. Etwas zu schreiben, weil es ein wichtiger Aspekt des zu behandelnden Themas ist, ist beispielsweise sehr vernünftig. Etwas zu schreiben, weil man sich über diese Bereiche auch Wissen angelesen hat, ist weniger angemessen. Das Ziel, zu zeigen, was man alles mittlerweile weiß, führt dazu, dass Ihrer Arbeit wahrscheinlich der sprichwörtliche "rote Faden" fehlt. Weitere unangemessene Ziele können sein: Mitteilen, dass einem die Arbeit "Spaß gemacht hat", dass man "das Thema sehr interessant gefunden hat", dass man "zeitliche Probleme hatte, bestimmte Themen zu berücksichtigen" etc.

TIPP
    Themenbewusst schreiben:
Sie sollten sich ebenfalls darüber bewusst sein, dass sie über ein bestimmtes Thema schreiben und wie Ihr Thema genau lautet.

Die Frage, was zu einem Thema dazugehört und was nicht, ist manchmal sehr schwierig zu beantworten. Gerade deshalb ist es sehr wichtig, sich diesen Punkt häufig vor Augen zu führen. Die Themenfrage hängt eng mit den oben genannten Aspekten zusammen. Sie lautet: Welche thematischen Aspekte eignen sich besonders gut dazu, meine Schreibziele (Intentionen) bei einer bestimmten Leserschaft zu erreichen? Auch diese Frage managen wir im Alltag oft automatisch und damit kaum bewusst. Da das wissenschaftliche Schreiben eine für Sie recht neue Kommunikationsform darstellt, kann es hilfreich sein - wie bisher beschrieben - diese Dinge erst einmal bewusst zu bearbeiten. Mit ein wenig Übung, werden Sie die Entscheidungen dann immer automatischer treffen und keine bewussten Anstrengungen mehr unternehmen müssen. Weitere Tipps erhalten sie unter "Thematischer Aufbau" und "Prinzipien".

Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass das Planen eines schriftlichen Textes im Regelfall dazu führt, dass der entstandene Text auch besser ist. Viele Lehrende empfehlen ihren Schülern/Studenten ihre Textvorhaben zu planen. Trotzdem befolgen die meisten den Rat nicht, vermutlich in der manchmal trügerischen Hoffnung, auf diese Weise Zeit zu sparen. Wenn Sie bisher selten oder eher wenig geplant haben, sollten Sie mal mit einer längeren Planungsphase experimentieren. Sie können dann für sich herausfinden, ob es für Sie hilfreich ist. Tipps dazu finden Sie in dem Abschnitt "Thematischer Aufbau".

Zu beachten ist, dass es unterschiedliche Schreibgewohnheiten gibt, möglicherweise auch unterschiedliche Schreibertypen. Die einen planen sehr exzessiv, benötigen dann aber beim Revidieren nicht allzuviel Zeit. Andere planen eher wenig, müssen dafür aber öfter umschreiben. Möglicherweise spielt bei der Strategiewahl auch die Textsorte und der subjektive Schwierigkeitsgrad des Themas eine gewisse Rolle: Je schwieriger/unbekannter die Textsorte/das Thema, desto hilfreicher kann es sein, eher früh mit dem Schreiben zu beginnen. Häufig klären sich für den Schreiber selbst einige Zusammenhänge erst, wenn sie zu Papier gebracht worden sind. Statt aber gleich mit dem Schreiben zu beginnen, können Sie auch in einem Brainstorming-Verfahren die Dinge, die Ihnen spontan einfallen, ungeordnet und unzensiert zu Papier bringen. Möglicherweise läßt sich auch auf diesem kürzeren Weg eine Klärung der eigenen Gedanken erreichen.

Die Art und Weise, wie Sie genau Planen, ist Ihnen überlassen. In neuerer Zeit werden visuelle Planungsmethoden immer beliebter. Vor allem das sog. Mind-Mapping und das Clustern werden häufig in Ratgebern zum (wissenschaftlichen) Schreiben beschrieben. Die Methoden sind sehr ähnlich: Man notiert zentrale Stichwörter auf einer meist quer liegenden Seite und verbindet diese durch Linien. Auf diese Weise kann man die Struktur der zu schreibenden Arbeit netzförmig-visuell darstellen. Sie können aber auch ein erstes, möglicherweise etwas ausführlicheres Inhaltsverzeichnis erstellen oder beide Arten miteinander verbinden (vergl. "Thematischer Aufbau"). Am besten Sie experimentieren ein wenig mit den verschiedenen Mitteln und finden heraus, was am besten zu Ihrem Schreibtyp passt.

Auch wenn man dem Planen einen gewissen Zeitraum einräumen sollte: Es gibt auch hier ein zuviel des Guten. Wer das Planen dazu benutzt, den Beginn des Schreibens hinauszuzögern, schadet sich letztlich mehr als er sich hilft. Der erste Plan ist lediglich eine erste Route, die auf dem Weg zum Ziel durchaus noch geändert werden kann.

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