Schreibkompetenz: Hausarbeiten
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Institut für Germanistik
Gerd Fritz
 

Literatur verwenden 2 - Zitieren und Belegen

1. Was ist eine Quelle?
2. Was ist ein Zitat?
3. Welchen Nutzen haben Zitate?
4. Wie viele Zitate sind sinnvoll?
5. Was muss man beim Zitieren beachten?
6. Wie wird zitiert? - Kurzbeleg im Text


1. Was ist eine Quelle?

Unter Quellen versteht man alle Materialen, die inhaltlich in eine wissenschaftliche Arbeit einfließen. In erster Linie ist das fachspezifische Sekundärliteratur, aber selbstverständlich können auch andere Text- und Mediensorten wie z.B. unveröffentlichte Texte, Abbildungen, Transskriptionen, Tabellen, Archivmaterial, Briefe, Rundfunk- und Fernsehberichte oder Videoaufzeichnungen hinzugezogen werden. Besonders die elektronischen Medien, hauptsächlich das Internet, aber auch CD-Roms oder Datenbanken gewinnen in diesem Zusammenhang immer mehr an Bedeutung.

Wenn im Text auf solche Quellen zurückgegriffen wird, muss das jedes Mal kenntlich gemacht werden. Es müssen sowohl wörtlich oder sinngemäß zitierte Passagen als auch bloße Gedanken eines fremden Autors durch einen Quellennachweis belegt werden.

Zitierenswert sind besonders wichtige schriftliche oder mündliche Äußerungen, auf deren genauen Wortlaut es ankommt, z.B. Definitionen, Erkenntnisse, Thesen und jegliche markante Formulierungen, die man mit eigenen Worten nicht in der gleichen - inhaltlichen und formalen - Weise wiedergeben kann.

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2. Was ist ein Zitat?

Das Zitat ist die Übernahme oder Wiedergabe schriftlicher oder mündlicher Äußerungen einer Quelle. Ein wörtliches Zitat muss seiner Vorlage exakt entsprechen.

Es muss die Quelle in Interpunktion und Wortlaut originalgetreu wiedergeben, auch Besonderheiten wie Kursivdruck oder Unterstreichungen einzelner Wörter müssen dabei berücksichtigt werden. Kürzere wörtliche Zitate (bis zu 3 Zeilen) werden direkt im Fließtext der Arbeit in Anführungszeichen gesetzt.

Längere zitierte Passagen dagegen werden vom Text abgesetzt: in einer neuen Zeile wird das umfangreichere Zitat ohne markierende Anführungszeichen nach rechts eingerückt und durch engzeiliges Formatieren gegenüber dem übrigen Text der Arbeit gekennzeichnet.

Ein lediglich sinngemäßes Zitat oder aus einer Quelle übernommenes Gedankengut muss in wissenschaftlichen Arbeiten ebenfalls kenntlich gemacht werden. Bei längerer Ausführung folgt der Nachweis am Ende des Gedankenganges und nicht nach jedem Satz. Eingeleitet wird der Beleg eines nur sinngemäßen Zitats mit "vgl." (für "vergleiche"), Anführungszeichen und Einrücken entfallen.

Der Nachweis für beide Arten Gedankenübernahme geschieht in linguistischen Arbeiten in Form eines Kurzbelegs.

TIPP Achten Sie unbedingt darauf, dass Sie jegliche wörtliche Übernahme von Textpassagen aus der Sekundärliteratur als Zitat kenntlich machen. Wenn Sie dies vergessen, bleibt es dennoch meist nicht verborgen: Die Brüche zwischen Ihrem eigenen Schreibstil und den häufig sehr prägnanten Formulierungen des Original-Autors sind oft nicht zu übersehen und werfen ein schlechtes Licht auf Ihre Arbeit.

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3. Welchen Nutzen haben Zitate?

Ihre Arbeit soll für den Leser und Kritiker verständlich und in ihrer Argumentation nachvollziehbar und überprüfbar sein. Eine wichtige Voraussetzung dafür besteht darin, dass Sie Ihre präsentierten Thesen und Analyseergebnisse durch Zitate und Bezugnahmen auf die untersuchten Texte belegen.

Mithilfe von Zitaten machen Sie Angaben zur Herkunft von geäußerten Argumenten. Aus diesem Grund sollten Sie sehr auf die Vollständigkeit und korrekte Wiedergabe der zitierten Passagen und bibliographischen Angaben der Quellen achten.

In erster Linie dienen Zitate dazu, Ihre Argumentation sinnvoll zu unterstützen und Thesen zu veranschaulichen. Nur wenn Sie Ihre Textbeispiele sorgfältig ausgewählt haben, kann dies funktionieren. Jedoch ist es mit der bloßen Auswahl von Zitaten nicht getan; viel wichtiger ist, dass Sie diese Textstellen auch interpretatorisch für Ihre Argumentation verwerten. Genau ausgewählte Zitate helfen Ihnen, eigene Argumente und Thesen mit bereits formulierten Erkenntnissen zu verknüpfen, Ihre eigenen Aussagen und persönlichen Auffassungen zu veranschaulichen und zu belegen.

Ein intensiver Auseinandersetzungsprozess mit der (Sekundär-)literatur ist deshalb sehr wichtig für Klarheit, Überprüfbarkeit und Nachvollziehbarkeit Ihrer Ausführungen. Damit Sie Ihre Sekundärliteratur angemessen auswerten und wiedergeben können, sollten Sie mit verschiedenen Techniken der Textpräsentation vertraut sein. Es ist wichtig, dass Sie thematische oder formale Aspekte eines Textes beschreiben bzw. knapp zusammenfassend wiedergeben können. Aus den so ermittelten Textmerkmalen sollten Sie Ihre interpretatorischen Rückschlüsse ziehen, Hypothesen formulieren und diese argumentativ überprüfen können.

TIPP Im ersten Teil dieses Schreibtrainings, der sich mit dem Lesen von wissenschaftlichen Texten und dem Schreiben von Zusammenfassungen beschäftigt, finden Sie einige hilfreiche Bausteine und Übungen zu häufig auftretenden Problemfeldern wie dem Erkennen von funktionalen Textbausteinen, Redewiedergabe oder Satzverknüpfungen.

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4. Wie viele Zitate sind sinnvoll?

In dieser Frage läuft man leicht Gefahr, in eins von zwei Extremen zu fallen. Wenn in einer Arbeit Textbelege komplett fehlen, ist das problematisch, denn die Überprüfbarkeit der Aussagen und Nachvollziehbarkeit der Argumentation sind dadurch meist deutlich erschwert. Dagegen kann man eine Arbeit auch leicht mit zu vielen überflüssigen Zitaten überfrachten. Beispielsweise ist es nicht notwendig, für ein Argument zahllose ähnliche Zitate zu präsentieren.

Es genügt nicht, Ihre Arbeit nachträglich mit einigen Zitaten zu dekorieren, oder Zitate nur umzuformulieren oder zu übersetzen. Vielmehr ist es Ihre Aufgabe, argumentativ deutlich zu machen, warum ein gewisses Zitat an dieser Stelle eine bestimmte Behauptung belegt. Wenn Sie eine solche interpretatorische Auswertung und Einbettung völlig auslassen, dann wirkt die Arbeit entweder in ihrer Argumentsstruktur brüchig, oder aber wie eine zusammengestückelte Collage aus Textpassagen, die aus dem Zusammenhang gerissen scheinen.

TIPP Zitate können nicht für sich alleine sprechen. Eine gesunde Mischung aus sorgfältig gewählten, prägnanten Textpassagen einerseits und Ihren erläuternden Kommentaren andererseits ist deshalb der beste Weg.

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5. Was muss man beim Zitieren beachten?

Zitate sollten so ausgewählt werden, dass der Zusammenhang ohne weitschweifige erläuternde Zusätze und ohne große Erklärungen verständlich ist. Hierbei muss der Sinnzusammenhang des zitierten Textes unbedingt gewahrt bleiben.

Man unterscheidet zwischen Zitaten aus direkten und indirekten Quellen. Letzteres meint die Übernahme von in der Sekundärliteratur verwendeten Zitaten, was möglichst vermieden werden sollte. Vielmehr sollte man die Primärquelle direkt einsehen und den Beleg kontrollieren. Falls dies nicht möglich ist, wird im Quellennachweis zunächst die Primärquelle genannt und darauffolgend "zitiert nach [Angabe der Sekundärquelle]" ergänzt. Im Literaturverzeichnis werden beide Werke aufgeführt, die Primärquelle mit dem Vermerk "(nicht eingesehen)".

Beim Zitieren sind folgende formale Konventionen zu berücksichtigen:

  • exakte Übernahme von Wortlaut und Eigenheiten (z.B. Orthographie, Interpunktion, Unterstreichungen)
  • Kennzeichnung von Zitaten durch Anführungsstriche ("...")
  • Kennzeichnung von Zitaten innerhalb des Zitats durch einfache Anführungsstriche (,...')
  • Auslassungen und Veränderungen (z.B. des Kasus zur Einfügung von einzelnen Zitat-Satzteilen in den eigenen Text) werden durch drei Punkte in eckigen Klammern ([...]) gekennzeichnet.
  • Hervorhebung von Teilen des Zitats durch den Zitierenden muss durch [Hervorhebung durch den Verfasser, Hans Müller] gekennzeichnet werden;
  • ebenso Einschübe (z.B. "Er [der Vater, Anmerkung des Verfassers, Hans Müller] ging mit erhobenem Haupte davon.")
  • Längere Zitate (ungefähr ab 3 Zeilen) werden vom laufenden Text abgesetzt, indem sie eingerückt (Einzug links/ rechts: 1 cm), in Schriftgröße 10 und mit einfachem Zeilenabstand dargestellt werden (keine Begrenzung durch Anführungszeichen).

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6. Wie wird zitiert? - Kurzbeleg im Text

Kurzbelege dienen dem Quellennachweis im laufenden Text einer Arbeit und sollen in möglichst knapper Form auf den hinzugezogenen Sekundärtext verweisen, damit der Textfluss der Arbeit nicht unnötig unterbrochen wird. Der Kurzverweis schließt direkt an die zitierten Formulierungen oder die gedanklichen übernommenen Passagen an und nennt den Namen des Verfassers, die jeweilige Seitenzahl und zum Spezifizieren ggf. das Erscheinungsjahr. Der gesamte Kurzbeleg wird in Klammern gesetzt, um Ihn vom laufenden Text der Arbeit abzuheben. Die vollständigen bibliographischen Angaben zu den zitierten Quellen werden dann am Ende der Arbeit im Literaturverzeichnis aufgeführt.

Auf Quellen, die im Literaturverzeichnis der Arbeit nicht unter dem Namen eines Autors oder Herausgebers, sondern unter ihrem Titel aufgeführt sind, z.B. Nachschlagewerke ohne explizit genannten Autor oder Herausgeber, muss auch im Kurzbeleg mit ihrem Titel verwiesen werden. Werden mehrere im selben Jahr veröffentlichte Quellen eines Autors zitiert, werden sie durch a, b usw. unterschieden.

Beispiel:

(1)  "In allen Aspekten des Verstehens können Verständnisschwierigkeiten auftreten" (Schäflein-Armbruster 1994, 497).
(2)  (Fritz 1995a, 79)
(Fritz 1995b, 451)

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