Schreibkompetenz: Protokolle
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Institut für Germanistik
Gerd Fritz
 

3. Mitschrift für ein Protokoll

1. Welches sind Funktionen einer Seminarmitschrift?
2. Was soll eine Seminarmitschrift dokumentieren?
3. Tipps für eine Seminarmitschrift
4. Ein Beispiel einer Seminarmitschrift

1. Welches sind Funktionen einer Seminarmitschrift?

Die Mitschrift soll dem Mitschreibenden ermöglichen,

  • dem Seminar konzentriert zu folgen,
  • den Aufbau und die Hauptgedanken des Seminars für ein Protokoll rekonstruieren zu können,
  • nach einiger Zeit die Hauptgedanken des Seminars rekonstruieren zu können (z.B. für eine Klausur, für ein Referat oder für das Examen)

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2. Was soll eine Seminarmitschrift dokumentieren?

  1. die situativen Angaben für den Protokollkopf (Ort, Zeit, Referenten)
  2. das Hauptthema und den thematischen Grobaufbau des Seminars
  3. die wichtigsten Arbeitsformen des Seminars (Vortrag eines Referenten, Übungsaufgaben in Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Auswertung der Gruppenarbeitsphase)
  4. die wichtigsten Feststellungen (Thesen), Begründungen
  5. theoretische und methodische Grundbegriffe
  6. wichtige Namen
  7. wichtige Beispiele
  8. wichtige Literatur
  9. ggf. Arbeitsaufträge für die nächste Sitzung

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3. Tipps für die Form der Mitschrift

TIPP (i) Themenangaben in Stichwörtern, Abkürzungen benutzen

Beispiel: Ling. Verständl.forschg. (= Linguistische Verständlichkeitsforschung)

TIPP (ii) Thesen in Kurzform notieren; Aspekte übersichtlich anordnen

Beispiel:

Leistung einer Theorie:
  1. Liefert Grundbegr.
  2. Bringt Aspekte von Probl. in Zushg.
  3. Verschafft Überblick
TIPP (iii) Grundbegriffe notieren (ggf. mit kurzer Erläuterung)

Beispiel: Sequenzmuster: Abfolge von sprachlichen Handlungsmustern

TIPP (iv) Zusammenhänge kennzeichnen (kurze Sätze, ggf. Pfeile)

Beispiel:

Gemeinsames Wissen Voraussetzung für das Verstehen
Guter Wissensaufbau verbessert das Verstehen
Satz ⇒ NP + VP (⇒ steht hier für besteht aus)
TIPP (v) Besonders in der Linguistik: Beispielsätze aufschreiben
(von der Tafel oder Folie abschreiben, wenn Sie nicht auf einem Thesenpapier stehen)
TIPP (vi) Wichtige Dinge hervorheben
(unterstreichen, in Großbuchstaben schreiben, einen Kasten darum herum machen)

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4. Ein Beispiel einer Seminarmitschrift

Proseminar: Analyse von Erzähltexten
Di 10-12 Uhr
Sitzung vom 21.05.2002

Einleitg.:
Prof. Fischer kündigt Themen der Sitzg. an:

  • Einführg. in ein einfaches Erz.-textmodell (Labov/Waletzky 1967)
  • ein flexibles Modell zur Analyse von Erz.-texten (1. Teil)

Vortrag Prof. F.: 1. Darstellung von Labov/Waletzky (anhand einer Folie)

Lit.: Labov, William/ Waletzky, Joshua (1967): Narrative analysis: Oral versions of personal experience. In: Helm, J. (ed.): Essays on the verbal and visual arts. Seattle/ London, 12-44. Deutsche Übersetzung: Erzählanalyse: Mündliche Versionen persönlicher Erfahrung. In: Ihwe, Jens (Hg.): Literaturwissenschaft und Linguistik. Bd. 2. Frankfurt am Main 1973, 78-126

Einführg. der 5 Textbausteine, die nach L/W in einem typ. Erzähltext vorkommen:

  1. Orientierg. (Einführung von Ort, Zeit, Pers., Gegenständen)
  2. Komplikation (zentrales Ereign., Umschlag in der Geschichte)
  3. Evaluation (Bewertg des Ereign.; bei L/W etwas vage definiert)
  4. Resolution (Auflösg. des Problems, der kritischen Situation)
  5. Coda (fakultatives Element, Rückführg. zur Erzählsit.)

Arbeitsauftrag (Einzelarbeit): Beispieltext "Wie ich einmal in Lebensgefahr war"
Aufgabe: Zuordng. von Sätzen/Textteilen zu den Kategorien von L/W

Auswertg. Arbeitsauftr.,
Ergebnis: Modell zu wenig flexibel, Orientierungsteile und bewertende Elemente sind über den Text verstreut.

2. Ein flexibles Mod. zur Erz-.textananlyse

Präsentation Prof. Fischer
Ankündigung der nächsten beiden Schwerpunkte:

  • Thema und themat. Zus.-hg.
  • Wissensaufbau beim Erzählen
in der heut. Sitzung nur "Thema und th. Zushg."

Thema und themat. Zushg.

Zum themat. Zushg einer Ereignisdarstellg. gehören u.a. (Folie):

  1. Der Schauplatz, die Beteiligten, der Zeitpunkt
  2. der Hergang d. Ereign. (Einzelheiten des Verlaufs)
  3. die Ursache d. Ereign., Gründe f. eine Handlg.
  4. Zusammenhg. mit anderen relevanten Ereign.
  5. Folgen d. Ereign.
  6. bei Handlgen: Fragen d. Intention u. Verantwortlichk.
  7. die Bewertg. d. Ereign.

Arbeitsauftrag: Beispieltext "Wie ich einmal zu spät in die Schule kam"
Aufgabe: Aspekte des themat. Zushgs. identifizieren

Auswertg. Der 11-jähr. Schüler erz. vor allem von den Folgen; wie es zum Zuspätkommen kam, spielt kaum eine Rolle; der Zusammenhg. ist manchmal undeutl., weil d. Schüler zu viel Wissen voraussetzt

Schluss der Sitzg.: Ankündigung der Themen der nächsten Sitzg.:

  • Wissen und Wissensaufbau
  • Globaler Textaufbau

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