5.1.3 Lösungshinweise - detaillierte Problemanalyse
Hier finden Sie eine detaillierte Problemanalyse der vorgestellten
negativen Musterlösung einer Zusammenfassung. Der Text wurde zur
besseren Übersicht in kurze Abschnitte eingeteilt. Innerhalb dieser
kleineren Texteinheiten werden die beanstandeten Schwächen aufgeführt
und erläutert. Über Links zu den jeweiligen Bausteinen und
Problemtypen können Sie Ihr Wissen über diese häufig auftretenden
Problemfelder weiter vertiefen.
Der Text "Zeichentheorie. Zu einer Theorie semiotischen Wissens" von
Rudi Keller befasst sich mit den Theorien des Philosophen
Wittgensteins. Er beschäftigt sich mit der Bedeutung von Zeichen und
wie diese verknüpft sind.
|
- ungenaue bzw. falsche bibliographische Angabe: ein Kapitel
("Wittgensteins instrumentalistische Zeichenauffassung") sollte
zusammengefasst werden, allerdings wird hier der Buchtitel genannt,
der Ausdruck Text ist zu unspezifisch, an dieser Stelle könnten
bereits die kompletten bibliographischen Angaben gemacht werden
bzw. diese könnten auch in Form einer Fußnote abgehandelt werden
- falsche bzw. zu globale Themenangabe: die Formulierung bezieht
sich auf das gesamte Buch, doch nur in dem zu bearbeitenden Kapitel,
geht es um Wittgensteins Theorien
- Personenname nicht korrekt: entweder Abschreibfehler oder
überflüssiges Genitiv-s durch Umformulierung, beides lässt auf
unaufmerksames Korrekturlesen schließen (TIPPS ZUM LESEN)
- unklare Referenz: es wird nicht klar, ob sich der Ausdruck er auf
Keller oder Wittgenstein bezieht (PROBLEMTYP REFERENZ)
- ungenaue Themenangabe: es geht nicht um die Verknüpfung von
Zeichen, sondern den Bedeutungsbegriff
- ungeschickte Verbauswahl: sich beschäftigen mit (zu vage)
Man kann den Text in zwölf Abschnitte unterteilen, am Ende einiger
Abschnitte findet der Leser ein Fazit des zuvor Ausgesagten. Die
Schreibweise des Autors ist sehr systematisch und erleichtert dem
Leser das Textverständnis.
|
- überflüssige Information: die Struktur des Textes ist nur in
funktionaler Hinsicht wichtig, wertende Bemerkungen, z.B. zum Stil des
Autors, gehören nicht in eine neutrale Zusammenfassung, sondern eher
in eine Rezension (TIPPS ZUM SCHREIBEN)
In seiner Hauptthese erwähnt Keller die Vorstellungstheorie, die jedem
Zeichen eine Vorstellung, d.h. also eine Bedeutung, zuweist, und
beschäftigt sich mit ihren Problemen.
|
- falsche Verwendung des Ausdrucks These: in diesem Zusammenhang ist der Ausdruck nicht zutreffend; besser wäre etwa eine Umschreibung des Sachverhalts
- Schwächen in der Wortwahl: Verb erwähnen zu ungenau, ebenso sich beschäftigen mit (s.o.)
- Generalisierung bzw. zu undifferenzierte Wiedergabe: unangebrachte/ falsche Gleichsetzung der Ausdrücke Vorstellung und Bedeutung, die Wahl des relativ offenen Possessivpronomens ihren lässt darauf schließen, dass alle, und nicht nur einige, Probleme der Vorstellungstheorie behandelt werden
Mit seinen sieben Punkten, die er durchspricht, stellt er fest, dass
die Vorstellungen, die wir beim Kommunizieren haben, auf keinen Fall
die Bedeutung haben, die ihnen die Vorstellungstheorie beimessen will.
|
- Umständliche Formulierungen: sehr komplexe/ verschachtelte
Satzgefüge gehen zu Lasten der Verständlichkeit
- unklare Referenz: was ist mit den sieben Punkten gemeint?
(PROBLEMTYP REFERENZ)
- Sachverhalt zu ungenau wiedergegeben: es wird nicht deutlich,
welchem Zweck die Suggestivfragen in Kellers Argumentation dienen
- falsche Wortwahl/ Ausdrucksschwächen: durchsprechen nicht
angebracht/ zu unpräzise
- nicht gekennzeichnetes Beinahe-Zitat: der letzte Teil des Satzes
wurde fast wörtlich aus dem Ausgangstext übernommen, ohne dass dies
als Zitat markiert wurde (BAUSTEIN
ZITATE)
Der Autor, welcher die Vorstellung lediglich als Begleiterscheinung
des Kommunizierens sieht, merkt an, dass die Vorstellung völlig
unabhängig sei von dem, was ausgedrückt bzw. verstanden würde.
|
- ungeschickte Formulierung: unnötiger eingeschobener Relativsatz,
Sachverhalt könnte auch in Form eines Hauptsatzes ausgedrückt
werden
- falscher Gebrauch des Konjunktiv: Redewiedergabe erfolgt mit Hilfe
des Konjunktiv I, würde (Konjunktiv II) deshalb verkehrt,
richtig müsste es werde heißen (BAUSTEIN
ZITATE)
Des Weiteren schreibt er, dass einem Wort genau eine Bedeutung
zugeteilt werden kann. Jedes Wort enthält verschiedene
Interpretationsmöglichkeiten, die auf dieses angewendet werden können.
|
- schwammige Konjunktion/ wenig differenzierte Wortwahl: die
Satzverknüpfung mit des Weiteren suggeriert eine Aufzählung
bzw. Chronologie der Sachverhalte, Verb schreiben zu neutral/
aussageschwach ( PROBLEMTYP
SATZVERKNÜPFUNG)
- inhaltlich falsch und widersprüchlich: offensichtlich wurde hier
beim Korrekturlesen ein deutlicher Widerspruch der Aussagen nicht
erkannt, was auf ein Nicht-Verstehen des Ausgangstextes schließen
lässt
Weiter schreibt Keller über den Repräsentationscharakter eines
Zeichens.
|
- Verknüpfung: weiter zu ungenau (s.o.), (PROBLEMTYP
SATZVERKNÜPFUNG)
- Wiederholung in der Wortwahl: erneute Verwendung von schreiben
macht die Satzaussage unklar bzw. nichtssagend
Keller versucht nun, eine Gebrauchstheorie aufzustellen unter zur
Hilfe nahme von Paragraph 43 aus Wittgensteins philosophischen
Untersuchungen. Er reißt hier kurz Freges Theorie, dass die Bedeutung
eines Namens sein Träger ist und wiederlegt sie durch Beispiele.
|
- Wortwahl: Verb versuchen unangebracht, es handelt sich nicht nur
um einen Versuch
- Rechtschreibfehler bzw. falscher Gebrauch von Wendungen: richtig
heißt es Zuhilfenahme
- Thema/ Sachverhalt: unklar, dass es um den Bedeutungsbegriff
geht
- Umgangssprache: anreißen, unpassendes Sprachregister (PROBLEMTYP FORMULIERUNG
SCHRIFTLICHER TEXTE)
- Titel eines Werkes nicht gekennzeichnet: richtig: Philosophische
Untersuchungen
- Rechtschreibfehler: korrekt: widerlegen
- Einzelaspekt aus Wittgensteins Untersuchungen, der nicht unbedingt
hervorgehoben werden müsste, Erwähnung von Frege könnte verwirren
Er kommt zu dem Fazit, dass "die Bedeutung eines Wortes sein Gebrauch
in der Sprache ist."
|
- falscher Gebrauch einer festen Wendung: ein Fazit ziehen
Trotz dieser ganzen Feststellungen, die gegen die Vorstellungstheorie
sprechen, fiele es aber immer noch manchen schwer zu akzeptieren, dass
die Bedeutungshaftigkeit eines Wortes nur in ihrem regelhaften
Gebrauch besteht.
|
Der Autor grenzt sich somit von der kognitiven Semantik ab, welche
behauptet, dass Bedeutungen im Kopf entstehen, womit wir wieder bei
der von Rudi Keller abgelehnten Vorstellungstheorie wären.
|
- Inhalt: überflüssige Information, die so nicht im Ausgangstext zu
finden ist
- irreführende Umgangssprache: womit wir wieder... unpassendes
sprachliches Register, zudem irreführend, weil diese Formulierung
einen Rückbezug bzw. eine zyklische Struktur andeutet, die so nicht
gegeben ist (PROBLEMTYP FORMULIERUNG
SCHRIFTLICHER TEXTE)
Diese Bedeutungskonzeption beinhaltet die Theorie, dass eine Bedeutung
kein festes Konzept hat, sondern etwas "Handliches" präsentieren.
|
- ungeschickte Formulierung: der Ausdruck Theorie ist hier nicht
angebracht, besser wären etwa Idee, Gedanke, Ansicht oder
Prämisse bzw. eine Umschreibung des Sachverhalts
- Kongruenzfehler: das Verb präsentieren weist eine falsche Endung
auf, richtig ist präsentiert, dadurch evtl. unklare Bezugnahme
(PROBLEMTYP REFERENZ)
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Bedeutungen etwas
Greifbares sind und sich nicht nur im Kopf befinden.
|
- Ausdrucksschwäche: aus dem Zusammenhang des Ausgangstextes
gerissen, wirkt diese Formulierung unklar, verwirrend
- Redewiedergabe/ Beinahe-Zitat nicht eindeutig gekennzeichnet (BAUSTEIN ZITATE)
Laut Wittgenstein soll die Bedeutung die Basis des Verstehens sein und
nicht dessen Ergebnis. Daraus schließt Wittgenstein, dass mit dem
Ausdruck Gebrauch nicht einzelne Gebrauchsinstanzen gemeint sind,
sondern die Gebrauchsweise in der Sprache, also die Regel des
Gebrauchs.
|
- nicht gekennzeichnetes Zitat, damit Unklarheit über die
Autorschaft: Keller führt Wittgensteins Gedanken weiter (BAUSTEIN ZITATE)
- Fehler bei der Bezugnahme: Keller zieht den Schluss, nicht
Wittgenstein (PROBLEMTYP
REFERENZ)
Zum Abschluss geht Wittgenstein darauf ein, wie überhaupt Regeln
entstehen und sich in unserem kollektiven Bewusstsein so festsetzen,
dass wir die sanktionieren, die diesen Regeln nicht folgen.
|
- falsche Bezugnahme: Nicht Wittgenstein, sondern Keller ist hier
gemeint (PROBLEMTYP
REFERENZ)
- unnötige Hervorhebung bzw. falsche Interpretation des
Krawatten-Beispiels: offenbar wurde das von Keller gewählte Beispiel
nicht richtig verstanden bzw. ausgelegt
- Wortwahl: eingehen an dieser Stelle zu nichtssagend
Er beschreibt, wie die Theoretiker der von ihm behandelten
Auffassungen auf dieses Phänomen reagieren könnten
|
- unnötige Information: der ironische Seitenhieb auf die
Vorstellungstheoretiker wurde nicht erfasst, könnte Verwirrung
stiften
- Wortwahl: beschreiben hier unangebracht, misst dem Beispiel zu
viel Bedeutung bei
Zurück zu "Zusammenfassungen
beurteilen - 1. Aufgabe"
|